Es sind außergewöhnliche Umstände, mit denen wir derzeit umgehen und fertig werden müssen. Das Corona-Virus fordert auch...

...vom Schulsystem und den Schülern ungewohnte Vorgangsweisen, eine bis jetzt unvorstellbare Flexibilität, Einsatzbereitschaft und Verantwortung.
Josef Horvath, der seit Mai vergangenen Jahres als Schulsprecher tätig ist, konnte zu Beginn seiner Tätigkeit nicht ahnen, mit welchen Herausforderungen er und die Schulgemeinschaft kaum ein Jahr später konfrontiert sein würden. Im Gespräch mit Lina Karner schildert er den „Corona-Alltag“ und seine Motivation, sich der Schulgemeinschaft zur Verfügung zu stellen.

   

Könntest du uns vorweg ein bisschen was über dich erzählen? Ein paar Eckdaten, persönliches Profil, deine Interessen...
Mein Name ist Josef Horvath, ich bin seit Oktober 2018 in der Schülervertretung des BG8 – seit Mai 2019 darf ich das Amt des Schulsprechers innehaben. Mein besonderes Interesse, in der Schule, aber auch außerhalb, gilt Geografie beziehungsweise Wirtschaft, Geschichte - insbesondere Zeitgeschichte und Politik.

Du warst bereits letztes Schuljahr im Schulsprecherteam – was hat dich motiviert, dieses Jahr wieder in der Schülervertretung aktiv zu sein?
Für viele besteht der Anreiz Schulsprecherin zu werden darin, dieses Amt in seinem Lebenslauf anführen zu können. Bei mir ist das nicht der Fall: Auch schon letztes Jahr wollte ich als Sprachrohr und Mediator zwischen dem Lehrkörper und der Schülerschaft fungieren.

Was waren die alltäglichen Aufgaben, die du als Schulsprecher im BG8 meistern musstest?
Wie schon gesagt, bin ich um die Kommunikation in der Schule bemüht, und das bedeutet, dass ich ein offenes Ohr für die Anliegen, Probleme oder Wünsche habe und diese zu vertreten versuche. Doch nicht nur für die Schülerinnen, sondern auch für die Lehrerinnen und die Direktion bin ich oft der erste Ansprechpartner.

Was war bisher Dein persönliches Highlight in der Schulsprechertätigkeit?
Während in den vergangenen beiden Schuljahren sehr viel passiert ist und ich innerhalb der Schülervertretung viel miterleben und mitgestalten durfte, war das Highlight dieser Zeit mein Maturaball im Jänner 2020. Ich durfte bei unserem diesjährigen Ball nicht nur durch mein Tanzen, sondern auch durch Rede und Moderation an der Eröffnung teilhaben. Es hat mich sehr gefreut, die tollen Live-Acts auf der Bühne aus nächster Nähe zu erleben. Außerdem war es mir eine besondere Ehre, meinen Dank und den meiner Mitschülerinnen all jenen, die diesen Ball Jahr für Jahr ermöglichen, auszusprechen. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei Ihnen allen bedanken, die Sie unseren Ball jedes Jahr, nicht nur durch Ihre Anwesenheit, zu einem Highlight machen.

Die Rolle des Schulsprechers ist ja auch eine politische Tätigkeit – hast Du diesbezüglich Interessen in der Zukunft?
Ich kann natürlich noch nicht sagen was die Zukunft für mich bringt, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass Sie mich in 20 Jahren in der Politik wiederfinden werden.

Worin besteht für Dich eine „gute Schulgemeinschaft“?
Nimmt man unsere Schule als Beispiel, so gibt es einige Merkmale, die auf eine gute Schulgemeinschaft weisen. Ein Beispiel: Da unsere Schule mit weniger als 500 Schülerinnen sehr überschaubar ist, sind es auch die Schülerinnen und Lehrerinnen – jeder kennt jeden, und auch wenn sich einzelne vielleicht nicht miteinander verstehen, kann man durchaus davon sprechen, dass in der Schule ein familiäres und fast amikales Ambiente herrscht. Das ist nur einer der Gründe, aus welchen ich unsere Schulgemeinschaft als „sehr gut“ bezeichnen würde.

Wie wurden die Schüler/-innen über die Maßnahmen bezüglich COVID 19 informiert? Konntest Du hierbei als erste Anlaufstelle für Schüler/-innen Informationen weitergeben?
Wir Schüler/-innen, aber auch die Lehrer/-innen, haben die Informationen in erster Linie über die Medien bekommen, wobei Frau Direktor Stolfa auch durch die Klassen ging, um die weiteren Vorgehensweisen zu erläutern. Da zu Zeiten von neuen Medien sich Briefe an Direktorinnen oder Lehrer/-innen innerhalb von nur wenigen Stunden im Netz verbreiten und auf allen möglichen Internetseiten sichtbar sind, waren wir mit allen Maßnahmen bereits vertraut. Demnach konnte ich als Schulsprecher leider auch nicht immer als erste Anlaufstelle für Schülerinnen fungieren, aber dennoch einige Fragen beantworten.

Gab und gibt es für dich als Schulsprecher besondere Aufgaben oder Herausforderungen während der Umstellung zum „Distance-Learning“?
Nicht wirklich, ich habe mich jedoch umgehört und habe grundsätzlich das Gefühl bekommen, dass sich vor allem die Lehrkräfte besonders bemühen. Bei mir oder bei anderen Mitgliedern der Schülervertretung sind soweit auch noch keine Beschwerden seitens der Schülerschaft eingelangt.

Was sind nun die größten Herausforderungen für die Schüler/-innen?
Während sich so gut wie alle Lehrer sehr um unser Lernen bemühen, liegt für uns Schüler/-innen das Augenmerk auf dem autonomen Arbeitsprozess eines jeden Individuums. Wir stehen mit den Professoren/-innen in Kontakt, sei es über E-Mail, Skype oder andere Formen der digitalen Kommunikation, bekommen von ihnen den zu erarbeitenden Stoff in Form von Dokumentationen, Arbeitsblättern oder anderen Aufgabenstellungen – es liegt aber an jedem Einzelnen, dem Geforderten gewissenhaft zu folgen und konsequent daran zu arbeiten.

Auch du selbst bist gerade in der Maturaklasse. Kann eine adäquate Maturavorbereitung nun gewährleistet werden? Wenn ja, wie wird hierbei vorgegangen?
Das ist zu bezweifeln: Selbst wenn wir in den meisten unserer Hauptfächer bereits den gesamten Stoff, welcher bei der Matura abgefragt wird, erarbeitet haben, und wir uns in den meisten Fällen keine Sorgen machen müssten, ist es, denke ich normal, dass man automatisch einen gewissen Nachteil gegenüber anderen Maturajahrgängen empfindet.

Ein Beispiel: In all den verschiedenen Sprachen haben wir alle abgefragten Textsorten bereits durchgesprochen und schicken der jeweiligen Lehrkraft momentan Texte, zu welchen wir dann per E-Mail Feedback bekommen.
In den Fächern, wo das noch nicht der Fall ist, entstehen natürlich Bedenken. Auch wenn es sich nicht mehr um substantielle Themenbereiche handelt, hinterfragt man, ob man trotz der fehlenden Wochen vor der schriftlichen Matura gut genug vorbereitet ist. Dankenswerterweise bemühen sich Professoren/-innen in diesen Fällen besonders, so dass versucht wird, den Unterricht mit Hilfsmitteln, wie Skype, trotzdem abzuhalten. Wie man sich vorstellen kann, ist das mit realem Unterricht im Klassenraum nicht zu vergleichen, doch alle geben ihr Bestes, um uns so gut wie möglich vorzubereiten.

Was würdest du dir von den politischen Entscheidungsträgern in den kommenden Wochen für den Schulalltag erwarten bzw. wünschen?
Klarheit. In den vergangenen Wochen wurden wir 40. 000 Maturanten/-innen im Dunklen gelassen.

Unsere Schule war eine der wenigen, die noch die Präsentationen der Vorwissenschaftlichen Arbeiten hatte, bei den meisten wurden diese abgesagt und nur der schriftliche Teil der Arbeit dient zur Benotung. Nun wissen all jene, die ihre Präsentation noch nicht hatten, leider nicht ihre Noten, obwohl sie ihre Arbeit vor knapp zwei Monaten abgegeben haben. Wir, die wir die Präsentationen glücklicherweise bereits hatten, haben keine Gewissheit darüber, ob diese in unsere Benotung einfließen oder wir uns nun auf eine neue Benotungsgrundlage einlassen müssen.

Bezüglich des ursprünglichen Maturatermins mit Beginn am 5. Mai: Zuerst meldete der Bildungsminister, dass die Matura verschoben wird. Einen Tag später nahm er diese Aussage zurück. Vor 14 Tagen verlautbarte er seinen neuesten Beschluss, die Matura würde „frühestens ab 18. Mai“ stattfinden. Über die Schulschließungen und den Maturatermin hat der Bildungsminister noch immer keinen endgültigen Entschluss gefasst, dieser ist erst nach Ostern angekündigt.

Trotz der Situation, in welcher sich das Land und somit auch das Bildungssystem befindet, ist es schwierig damit umzugehen, dass sich der Bildungsminister entscheidet, uns vor der letzten großen Prüfung, unserer Matura, nur zwei Wochen Vorbereitungszeit zu geben. In diesen 14 Tagen müssen wir noch ausständige Schularbeiten abhalten. Außerdem sollten wir, genauso wie jeder Jahrgang vor uns, die Möglichkeit haben, ausreichend auf die Reifeprüfung vorbereitet zu werden. Unter diesen Umständen und der generellen Unsicherheit, die gerade herrscht, stehe ich diesem kurzen Zeitraum recht misstrauisch gegenüber. Dennoch denke ich, dass sich mein Jahrgang in dieser Ausnahmesituation zurechtfinden wird, und wir unseren Abschluss bravourös meistern werden.

Vielen Dank für das Gespräch und alle guten Wünsche weiterhin, besonders für die bevorstehende Matura!

Das Gespräch wurde am 5.4.2020 online gestellt