Wir feiern Matura! 50 Jahre ist es her…
Donnerstag, 9.6.2022
Pietati et Litteris steht über dem Eingangstor. Unser Obmann Herbert Dobrovolny und Frau Direktor Freund begrüßen die sich hier versammelnden Altpiaristner und Altpiaristnerinnen.
Ich war, ich weiß nicht wie viele Jahrzehnte, schon nicht in diesem Gebäude. Gleich am Anfang der netten Führung freute ich mich, dass der Kapellenraum noch so ist, wie er war. Statt der uralten Kirchenbänke laden jetzt konzentrisch aufgestellte Sitzmöbel zur Meditation ein.
Der Naturgeschichtssaal mit seiner aufsteigenden Bankaufteilung, der Chemiesaal, der Musik- sowie der Zeichensaal sind nicht mehr zu finden, die alte Direktionskanzlei wich einem Aufenthaltsraum für die Tagesbetreuung (zu unserer Zeit hat es noch „Tagesschulheim“ geheißen…).
Auch das Konferenzzimmer ist woanders. Es ist zwar noch im ersten Stock: erschreckend für uns Besucher und Besucherinnen ist die Enge der Arbeitsflächen und Sessel, wenn dort auch ein Nebenraum zum Relaxen mit einer von unserem Verein gesponserten Kaffeemaschine und einem Kühlschrank das Leben des Lehrkörpers hoffentlich etwas angenehmer macht.
Was sich gar nicht geändert hat, ist die Bibliothek. Abgesehen von der Mündlichen kann ich mich nur an zwei Ereignisse in dieser heiligen Halle erinnern: Ein Theaterstück der 6A im Schuljahr 64/65, der „Arzt wider Willen“, und eine von manchen Professoren rührselig gestalteten Feier zum damals neu festgelegten Nationalfeiertag. Am 9.6.2022 können wir die Atmosphäre der (im Jahr 2017 von den Altpiaristnern renovierten) Bibliothek während einer exzellent strukturierten, abwechslungsreichen und informativen Generalversammlung genießen.
Stichwort genießen: Natürlich freuten wir uns alle durch den schönen grünen Hof zum Calasanzsaal zu schlendern. Übrigens kannte ich diesen Saal trotz meiner acht Jahre Piaristenzeit nicht. Ein exquisites, reichhaltiges Buffet ermöglicht uns ein fröhliches Beisammensein unter alten Freunden.
Großen Dank gebührt daher den emsigen Helfern und Helferinnen, besten Dank auch an die Frau Direktor Freund, die bis zum Schluss des gelungenen Abends teilnimmt. Sie hat uns verraten, dass sie im September 22 nach langjährigem Wirken an unserer Schule in verschiedenen Funktionen in den Ruhestand übertritt.
Freitag, 10.6.2022
Servus, sagt ein großer Mann hinter mir, streift meine rechte Schulter, dann die meiner Nachbarn. Vertieft in die köstlichen Vorspeisen des Abendmenüs anlässlich unseres Maturajubiläums, drehe ich mich irritiert um, bis ich begreife, dass unser Klassensprecher trotz eines familiären Schicksalsschlags die Reise von Australien auf sich genommen hat. Für mich dauerte die Anreise ins Parkhotel Mauerbach zehn Minuten mit dem Postbus. Schon ein halbes Jahr zuvor trommelten uns Albert und Veit zusammen. Basisdemokratisch wurde entschieden, wir feiern mit Übernachtung in diesem Hotel.
Wir versammeln uns vor dem Abendessen in der Bibliothek auf bequemen Ledersesseln in einer Runde, ja und wir strahlten alle vor Glück, dass wir uns wie selbstverständlich nach 50 Jahren wiedersehen. Wir sind allerdings Männer-lastig, fast alle Burschen finden den Weg nach Mauerbach bei Wien, aber nur zwei Mädchen. Schade. Damals waren wir etwa fifty-fifty Burschen und Mädchen.
Nach dem Essen findet das eigentliche Treffen in der Bibliothek statt. Ich erlebe diese Stunden als ungezwungen, freundschaftlich und heiter, die Gespräche laufen einmal in kleineren Gruppen, dann wieder in großer Runde.
Herbert überrascht uns alle. Er teilt würdevoll seinen Klassenkameraden und -kameradinnen die von ihm gefertigten Kopien der Maturaprotokolle aus. Da stehen die Fragen der mündlichen Matura und die Unterschriften des gesamten Lehrkörpers. Herzlichen Dank für die große Mühe!
Natürlich macht sich eine gewisse Sorge breit, dass Herbert die Antworten darauf wissen will. Selten höre ich dabei Worte wie: „Ich glaube, das weiß ich noch…“.
Als „Auflockerung“ gibt es noch die Kopien der damals mit Matrizen-Technik produzierten und tiefgründig getexteten Maturazeitung.
Veit beschämt uns, indem er uns, als ob es etwas Alltägliches wäre, eine große, golden glänzende, schwere Münze mit dem aufgeprägten Maturafoto unserer gesamten 8B am Portal des BG8 überreicht. Lieber Veit, das war Spitze!
Unser Klassenkünstler, der Filmemacher Arno, kann zwar nicht teilnehmen, weil er bei den Kieler Festwochen arbeitet, wir lauschen aber seiner Video-Grußbotschaft, ergänzt mit Schokolade und kleinen Fläschchen aus dem hohen Norden.
Schön war’s! Ad multos annos!
Theo Matejka, 8B Matura 1972 mit weißer Fahne