hoetschlMJg 1972 / Geschäftsführer der Kelly GmbH

Er bringt „Knistern“ in unser Leben oder „ist immer dabei“. Seine Produkte sind vielleicht nicht in aller Munde, aber doch einer beeindruckenden Schar von Menschen ein Begriff. Die Basis für seinen beruflichen Erfolg wurde am Piaristenplatz gelegt. Zwölf Jahre lang…

Nach der Volksschule wechselte er einfach die Seite. Das Piaristengymnasium gab ihm das Rüstzeug mit, seine beruflichen Vorstellungen zu verwirklichen. Auch wenn es anfangs nicht so klar war, wohin er genau wollte. „Nach dem Bundesheer studierte ich an der Hochschule für Welthandel Handelswissenschaften und absolvierte etliche Monate in den USA“. Das ins Auge gefasste Medizinstudium wurde nichts. Zu groß waren die Lücken, die gewisse Professoren im Unterricht hinterließen. Kein Wunder, wenn man eigene Auffassungen über die tatsächliche Länge einer Unterrichtsstunde praktiziert…

Wieder zurück in Österreich jobbte Hötschl beim SWS, dem studentischen Wohnungsservice. Das mietete Wohnungen an, um sie zu Selbstkostenpreisen an Studenten weiterzugeben, da es einfach zu wenige Studentenheimplätze in Wien gab. Die folgenden Karrierestationen ließen ihn weiterhin mit der Jugend in Kontakt bleiben. Bei der Ersten Österreichischen, der heutigen Erste-Bank, baute er das Jugendmarketing auf. Bei Raiffeisen etablierte er den Raiffeisenclub und war als Pressesprecher für den Raiffeisenverband tätig. Und dann wurde er gleichsam „erwachsen“. Mit seinem Wechsel in die Tullner Zuckerfabrik AG, der heutigen AGRANA, war er nicht nur für die Kommunikation zuständig, sondern als Geschäftsführer für die AGRANA Marketing- und Vertriebsservice GmbH.

1994 rief ihn Herbert Rast an. Der Gründer und erste Geschäftsführer von Kelly wollte sich zurückziehen und sah in Hötschl den passenden Nachfolger. „Salzig“ löste „Süß“ ab. „Wenn du dich mehr als sechs Jahre lang mit Vollzucker, Rohrzucker, Süßstoff und Stärke beschäftigst, dann ist es an der Zeit, etwas „Salz“ ins Leben zu bringen. Und nach fast 20 Jahren gefällt es mir noch immer“. Kelly’s Chips und Soletti sind die „Aushängeschilder“ des Unternehmens mit Sitz im 22. Bezirk. Hötschl ist dafür in Österreich, der Schweiz, in Italien, Slowenien und dem adriatischen Raum immer auf Achse. Er ist aber auch für das „gebackene Geschäft“ der INTERSNACK Gruppe, dem Eigentümer von Kelly, in ganz Europa zuständig. Zwei Drittel seiner Zeit ist er im Ausland unterwegs. Da bleibt kaum Zeit, einem Hobby zu frönen. „Laufen ist meine Lieblingsbeschäftigung. Meine Schuhe und mein Leiberl habe ich immer mit. Für die ist Platz. Auch für das zweite Leiberl zum Wechseln“.

Seine beiden Söhne – 24 und 30 Jahre alt - sind nicht in seine Fußstapfen getreten. Weder in die schulischen noch in die beruflichen. „Wir wohnten zu ihrer Schulzeit schon in Döbling und da gingen sie in die Gymnasium-, bzw. Krottenbachstraße zur Schule. Der Jüngere studiert Landschaftsarchitektur und der Ältere ist im Red Bull Media House tätig“.
Wolfgang wuchs im 16. Bezirk auf und nahm den Schulweg in den Achten auf sich. Als er 13 war übersiedelten seine Eltern nach Döbling und er sollte Schule wechseln. „Ich wehrte mich aber mit Händen und Füßen und schlussendlich erfolgreich dagegen, die geschätzte Klassengemeinschaft zu verlassen“.

Vergangenes Jahr trafen sie einander zum 40jährigen Maturajubiläum. Fast alle waren da und schwelgten in Erinnerungen. Die „Streiche“ der 16 und 17 Jährigen waren im Vergleich zu dem, was sich sonst in der „68er“ Jugend- und Studentenszene abspielte, harmlos und lieb. „Demokratisches Verhalten und Mitbestimmung war uns enorm wichtig. An der Uni wurden Hörsäle zerstört und wir diskutierten im Schülerparlament zum Beispiel tagelang darüber, wo wir denn unsere Freischwimmer-Prüfung abhalten sollen: im Amalienbad oder im Jörgerbad. Nach hitzigen Diskussionen fiel die Entscheidung auf das Jörgerbad“. Es war sicher auch der Einfluss unseres Klassenvorstands Gertrude Lang oder des Direktors Karl Paradeiser, dass wir unseren Drang, „68er“ zu sein, abgemildert zelebrieren konnten.

Natürlich gab es auch andere Professoren. Hötschl charakterisiert sie als „eigenständig handelnde Persönlichkeiten“. Englischprofessor Horst Herbert Lang war ein solcher. Als er für eine Woche zum Militär musste, gab er seinen Schülern eine Aufgabe: Übersetzung des zweiten Aktes von Shakespeares Richard, dem Zweiten. Einwände der Klasse, darin seien zu viele Vokabeln, die sie noch nicht durchgemacht hätten, wischte er mit einer subtilen, aber arbeitsintensiven Aktion vom Tisch: Akribisch listete er auf, in welchem Lehrbuch welches Vokabel vorgekommen war. Ende der Diskussion.
Vielleicht war es auch diese Genauigkeit, die einem Schüler einen Fleck auf eine Englischschularbeit einbrachte. Der native speaker – ein Schüler aus den USA – hat sie wahrscheinlich im Dialekt oder gar in Lautschrift geschrieben….

Diese Erfahrung brachte schon damals der Klasse und Wolfgang Hötschl „Knistern ins Leben“   HD / Jul. 2013