MJg 1967/ Journalist, Autor

Würde er den Schülerinnen und Schülern des Piaristengymnasiums heute einen Rat mit auf den Weg geben können,...

 ...so wäre es wohl, auf die Spur zu schauen, aber dazwischen immer wieder den Kopf zu heben und sich umzusehen, offen zu bleiben, einen Anlauf zu wagen, ja, an seine eigenen Fähigkeiten zu glauben. Denn jeder hat sie. Er, so Roland Schmidl, hat, trotz vielseitiger Studien- wie Berufserfahrungen, keinen Tag seines Lebens verloren, als vielmehr immer etwas Neues mitgenommen.

Es begann bereits im Jahre 1955 in der Volksschule der Piaristen, von wo aus sich ein Wechsel auf die andere Seite des Platzes förmlich anbot. So führte es Roland Schmidl, wie viele andere Mitschüler/-innen der Volksschule, ins Piaristengymnasium, an welchem er 1967 maturierte. Die acht Jahre in jenen Hallen waren für ihn, so meint er, besonders geprägt von „sehr tollen wie großen Lehrern“.

 Besonders Professor Alfred Wittmann in Geographie und Turnen und Klassenvorstand Gottfried Hassfurther in Latein dienten Roland Schmidl auch in seiner späteren Berufswahl als große Vorbilder. Sie hätten ihn gelehrt „der Sache zu dienen, ohne jedoch ein Unmensch zu werden“, erinnert er sich.

 

Nach einem Abstecher ins Medizinstudium wandte sich Schmidl dem Lehramtsstudium in Leibesübungen, Geographie und Geschichte zu. Nach den Prüfungen als Schilehrer und Bergführer nahm er seine Beziehung zum Piaristengymnasium wieder auf und heuerte als Schilehrer bei den Schulschikursen an. Als Bergführer nahm er zunächst an sonntägliche Bergtouren mit Schülerinnen und Schülern der Piaristen teil, bald auch an den jeweils 2 Bergwochen von Professor Hassfurther am Beginn der Sommerferien.
Doch auch neben dem Studium ließ er es sich nicht nehmen, immer wieder beim Skikurs der Piaristen als Skilehrer zu fungieren. Als witzige wie auch menschliche Anekdote erinnert er sich, dass ihm sein Professor für Mittelater,  Univ.Prof Herwig Wolfram, jüngster Universitätsprofessor und beliebter Basketball Mitspieler in der Univesitätsturnanstalt, bei einem  Skikurs der Piaristen in Wagrain über den Weg lief und ihn fragte, wo er denn bei der kürzlich stattgefundenen Klausurarbeit gewesen sei. Seit Wochen als Schilehrer auf Achse fiel Schmidl aus allen Wolken. Professor Wolfram erkannte das Problem und lud ihn für den Tag seiner Rückkehr zur in sein Institut zu einem  Nachholtermin ein. Das Semester war gerettet, erinnert sich Schmidl an die vielen menschlichen Situationen des damaligen Universitätsbetriebs.

Schmidl nahm auch an einem legendären Bergkurs von Professor Hassfurther teil : 1975 sorgte eine zweiwöchige Filmproduktion mit den Schülerinnen und Schülern  des Piaristengymnasiums für einen Hauch von Hollywood. In dem Film: „Sicherheit am Berg“ traten neben Roland Schmidl, seiner heutigen Frau – welche er ebenfalls im Piaristengymnasium kennen und lieben lernte – und seinem Neffen auch eine Schülergruppe der damaligen Schüler/-innen des Gymnasiums auf, die sich nach einem inszenierten Zusammentreffen alle zu den Verhaltensregeln am Berg austauschten.

Von 1973 bis 1981 unterrichtete Schmidl als Turnlehrer am BG/BRG XV Dieffenbachgasse, wo er, trotz seiner Liebe zum Beruf, merkte, dass die gewählte Fächerkombination wohl doch nichts Langfristiges sei. Nach seinem späten Präsenzdienst promovierte Roland Schmidl 1979 in Zeitgeschichte. Ab 1979  - neben seinem Lehrberuf - arbeitete er als freier Mitarbeiter im Aktuellen Dienst Zeit im Bild 1, und wechselte im Jahre 1981 endgültig zum ORF, wo er seine Fähigkeiten in einigen Positionen erproben konnte. Neben seiner Tätigkeit als Redakteur und Reporter im Nahen Osten fungierte er auch als Moderator für die Zeit im Bild, als Sendungsverantwortlicher der Sendungen „Auslandsreport“ und „Thema“, auch als Chefredakteur, verantwortlich für Großübertragungen. Für ihn war es nicht die Innenpolitik, sondern immer die Außenpolitik, die ihn ganz besonders reizte, wie Roland Schmidl betont. Denn auch hier schlug die Inspiration der Schulzeit – der Geographieunterricht, wie die humanistische Ausbildung – durch. Es ginge eben um die Menschen in der Welt.

 

Nach mehr als 30-jähriger Karriere beim ORF folgte schließlich die Pensionierung, die Roland Schmidl nutzte, um eine Ausbildung zum Kynologen an der Veterinärmedizinischen Universität Wien zu absolvieren.

Neben der Zeitgeschichte sind nämlich besonders auch Hunde seine große Liebe – seit 1995 bis heute adoptierte er selbst drei. Zusammen mit seiner Frau und  Hunden lebt er heute in Ungarn, wo er 2011 eine größere Liegenschaft erwarb, renovierte und auch seine Firma Timewatch gründete, die sich auf die Beratung und Umsetzung von Medienprojekten spezialisiert. Immer wieder pendelt er jedoch zwischen Ungarn und Wien, um zum Beispiel von 2015 bis 2017 bei der ServusTV Redaktionsgründung in Wien mitzuarbeiten – besonders die Arbeit mit jungen Menschen hat er dort sehr geschätzt.

Frühere Zeiten lässt Roland Schmidl gemeinsam mit seinen ehemaligen Mitschülern immer wieder Revue passieren. Alle fünf Jahre kommt es zu einem Maturatreffen, bei dem die am Ende der Schulzeit sehr überschaubare Klasse von etwa 15 Schüler   in Erinnerungen an die Maturareise nach Italien und auch an die „menschlichen Lehrerinnen und Lehrer“ als inspirierenden Persönlichkeiten schwelgt. Jene, die ihm wohl ganz besonders, wenn auch indirekt, den Weg wiesen und Roland Schmidl die Inspiration gaben, auch einfach einmal „einen Anlauf zu wagen“.

Sophie Schöpf / Juni 2020