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MJg 1972 / Journalist, Chefsprecher des ORF

Er moderierte die Hörfunkjournale, präsentierte den Opernball und gestaltete die unterhaltsamste Seite des ORF, die Pannen- und Hoppala-Sammlung „Radio Happiness“, die dann in einer Doppel-CD ihren Niederschlag fand („Versprochen – die besten Pannen und Versprecher des ORF“). Im Fernsehen moderierte er jahrelang den Opernball und kommentierte royale Ereignisse wie die Hochzeit von Charles mit Camilla, die Inthronisation von Fürst Albert von Monaco oder die alljährliche Geburtstagsparty für die Queen „Trooping the colour“. Seit gut 5 Jahren fungiert er als Chefsprecher des ORF und sorgt in dieser Funktion für die korrekte Aussprache von Namen und Begriffen. Sein größtes Anliegen: österreichisches Deutsch im ORF. In der Funktion des Quizmasters stellt er sonntags das Wissen der Kandidaten des Ö1 Quiz gehört.gewusst auf den Prüfstand.

AP: Die Matura im Jahr 1972 stand am Ende, bzw. am Anfang wovon?

Die Matura – mit weißer Fahne – beendete eine unterhaltsame, lehrreiche, manchmal anstrengende Schulzeit. Sie war geprägt von den gesellschaftlichen Umbrüchen der späten Sechzigerjahre. Viele in der Klassengemeinschaft waren begierig, die Mao-Bibel zu lesen oder Filme wie „If“ und „Clockwork Orange“ zu sehen. Wenn ich mich richtig erinnere, zählten wir zu den Ersten, die in „gemischten Klassen“ unterrichtet wurden und die Wahl hatten, den humanistischen oder den neusprachlichen Zweig zu besuchen. Die Maturareise mit unserem Klassenvorstand Raimund Atzinger nach Griechenland war richtig abenteuerlich. Wir fuhren mit dem Bus durch das damals noch existierende Jugoslawien. Für viele war diese Tour das erste Kennenlernen des damaligen Ostblocks.

Meine Studienwahl war geprägt durch zwei Professoren: Raimund Atzinger und Richard Tauber. Also dachte ich, ich sollte auch so ein guter Deutsch, bzw. Französisch-Professor werden.

Diesem Vorhaben stand aber der Zufall und meine Medien-Neugier im Wege. Gegenüber des Romanistik-Instituts lag das Publizistik-Institut. Und dort sah ich, dass Rudi Klausnitzer eine Vorlesung hielt. Der Wecker-Mann des gerade mal fünf Jahre alten Senders Ö3 – den musste ich hören. Die Seminararbeit über eine Abteilung des Hörfunks führte mich in den Aktuellen Dienst. Und nach dem Sommersemester – und einem Schein mit „Sehr gut“ von Klausnitzer – bestand ich den Aufnahmetest und begann als Redakteursaspirant im Hörfunk.

AP: Die Journal-Sendungen sind Teil des Aktuellen Dienstes, der Ö3-Wecker oder der Opernball werden aber doch von anderen Abteilungen produziert. Konnten Sie da so einfach wechseln?

Das war nur dank eines liberalen Chefs möglich, der nichts dabei fand, wenn ein „seriöser“ Journalmoderator einmal pro Woche den „unterhaltsamen“ Ö3-Wecker moderierte. Und der Weg zum Opernball führte über das Radio. Als das Fernsehen wegen einer eher peinlichen Formulierung einer Redakteurin die Direktübertragung aussetzte, schlug ich vor, im damaligen Österreich Regional den Ball zu übertragen. Das stieß zwei Jahre auf interessierte Hörerinnen und Hörer und brachte mir vom Fernsehen die Einladung, erst als Interviewer und dann als Moderator des Opernballs tätig zu sein.

AP: Journalistisch tätig zu sein ist für viele ein Wunschberuf. Welche Tipps können Sie jungen Menschen geben, die gerne in den Medien arbeiten würden?

Eine solide Grundausbildung, eine nie enden wollende Neugier und die Bereitschaft, mehr als nur nine to five zu arbeiten, bilden eine gute Basis. Fremdsprachen gehören selbstverständlich dazu, ebenso technisches Verstehen, denn ohne Computer geht heute gar nichts mehr. Und dann muss man den Biss mitbringen, sich durchzusetzen und sich nicht vom sanftesten Gegenwind gleich aus der Bahn werfen zu lassen.

Die Arbeit in den Medien hat ein vielfältiges Spektrum, je nach dem, in welchem Medium man arbeitet. Aber allen – den Print- und den elektronischen Medien – ist gemeinsam, dass man die Chance hat, dabei zu sein, wenn Geschichte passiert, dass man interessante Menschen kennenlernt, dass man tagtäglich herausgefordert ist.

Es bleibt einem in Erinnerung, wenn man an dem gewissen 1. August Nachrichtendienst hatte, als die Reichsbrücke einstürzte, wenn man das erste Interview mit dem gerade heimkehrenden Entführungsopfer Palmers machen konnte oder wenn man im Journal Regie führte, als die Challenger-Katastrophe passierte.

AP: Neben der Tätigkeit im ORF – gibt es da noch andere Beschäftigungen oder Hobbies?

Die Arbeit mit Menschen war und ist immer etwas Sinnvolles für mich. Eine Ausbildung als Supervisor und Coach beim ÖAGG war da das Passende. Als Coach stehe ich Unternehmen und Einzelpersonen zur Seite. Nicht nur, was den medialen Auftritt betrifft, sondern auch in den Themen Persönlichkeitsentwicklung, Burn out - Prophylaxe und all die privaten Themen, die in Coachinggesprächen bearbeitet werden. Daneben konnte ich als Lektor an der FH Wien und der Donauuniversität in Krems ein wenig von meiner ursprünglichen Vorstellung zu unterrichten verwirklichen. Privat entdecke ich gerne neue Länder und Kulturen – vom Nordkap bis in die Antarktis, von Singapur bis San Francisco. Und dann tauche ich gerne in die cineastische Welt ein, lese oder höre Musik – sehr gerne die Beatles.

AP: War da die Ausbildung im Piaristengymnasium für die vielfältige Arbeitswelt hilfreich?

Nun, für die Standhaftigkeit sorgten z.B. – um es liebevoll auszudrücken - sehr sicher auftretende Professoren wie Horst Herbert Lang oder Konschill in Englisch und Mathematik, für den Horizont und den guten Wortschatz sorgten Humanisten wie Raimund Atzinger oder Karl Dienelt, für die Neugier waren Ernst Resch oder Adolf Strondl zuständig.

AP: Welche Erinnerungen kommen auf, wenn Sie am Piaristenplatz stehen?

Im Grunde angenehme. Ein wenig unangenehm war die Nachprüfung in der vierten in Chemie und der mündliche Zusatz bei der Matura in Französisch, weil ich in der schriftlichen Arbeit mehr als acht Seiten geschrieben und dabei meine „schwere Grammatik-Fehler-Grenze“ überschritten hatte. Heuer werden die Erinnerungen wieder wacher werden, wenn sich die fast gesamte Klassengemeinschaft zum runden Maturajubiläum zusammenfinden wird. Und nach diesem Treffen könnte ich Ihnen sicher auch mehr Einzelheiten erzählen, wobei ich nicht weiß, ob es ratsam wäre, die ins Netz zu stellen.   MR / 2012