polzerMJg 1991 / ORF-Sportmoderator

Viele von uns kennen ihn als Tennistrainer von verschiedenen Sportwochen. Viele von uns kennen ihn und seine Stimme aus dem Fernsehen. Bei den größten Sportereignissen ist er vor Ort. Oliver Polzer hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und ist immer „mitten drin, statt nur dabei“. Egal ob auf dem grünen Rasen, dem roten Sand oder der weißen Piste – von Kitzbühel bis Peking, überall ist er zu Hause. In letzter Zeit steht er auch jeden Freitag Abend mit Hans Krankl und vielen Prominenten bei der Fernsehserie "Das Match" am Rasen. Grund genug für uns, ihm kurz vor der großen Fußball – EM unser monatliches Kurzporträt zu widmen.

AP: Du hast 1991 maturiert. Was ist danach passiert? Wie bist du zum ORF gekommen?

Nach der Matura habe ich begonnen IBWL zu studieren. Nebenbei habe ich die staatliche Tennislehrerausbildung gemacht und mir so neben meinem Studium ein wenig Taschengeld verdient. Ich habe dann 1993 ein Tenniscamp in der Türkei geleitet und war eine ganze Sommersaison als Trainer dort. Danach wollte ich eigentlich nicht mehr studieren, sondern zu arbeiten beginnen. Daher habe ich weitere Tenniscamps organisiert und auch hie und da bei einem Cateringunternehmen ausgeschenkt. So auch 1995 bei einem Tennismatch Muster gegen Ivanisevic. Dort war auch Elmar Oberhauser, der damals frischgebackener ORF-Sportchef war. Ich habe ihn bei dieser Gelegenheit gleich angesprochen, wie man denn eigentlich Sportmoderator werden kann. Er hat mir eine Telefonnummer gegeben, bei der ich mich melden sollte. Das habe ich dann auch gemacht und mir wurde ein Praktikum angeboten, allerdings musste ich vorher noch das ORF- Assessment-Center absolvieren. Dabei wurde das Allgemeinwissen getestet, ein Mikrofon- und ein Kameratest gemacht und dann musste man auch noch einen Nachrichtenartikel verfassen. Zwei Wochen später bekam ich einen Brief, dass ich das AC geschafft hatte, und mir zwei Abteilungen ein Praktikum anboten: die Sportredaktion und die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Ich wählte natürlich die Sportredaktion, da ich das unbedingt machen wollte. 1996 habe ich im ORF als Praktikant begonnen und wurde relativ schnell Volontär und danach freier Mitarbeiter. Ich konnte beim ORF die gesamte journalistische Ausbildung absolvieren und konnte auch alle Abteilungen der Sportredaktion durchlaufen. Michael Knöppl von Sport am Sonntag ist dann bald auf mich zugekommen und hat mich in die Redaktion von „Sport am Sonntag“ geholt. Und dann ging es ziemlich bald auch zu den ersten Schirennen und Fußballspielen.

AP: Was sind genau deine Aufgaben beim ORF-Sport?

Ich bin Hauptkommentator bei Tennisübertragungen und Kommentator und Studiomoderator bei Schirennen und Fußballmatches.

AP: Das heißt, du wirst sicherlich viel zwischen den Sportereignissen reisen müssen?

Bei Tennismatches eher weniger, da werden im ORF sowieso nur mehr österreichische Turniere, Fed- und Daviscupspiele übertragen. Aber bei Fußballspielen und Schirennen muss man natürlich viel reisen. Bei den Schirennen gibt es pro Saison ca. 15 Austragungsorte und ich bin meistens bei rund zehn bis zwölf Rennen dabei. Auch bei den Fußballspielen ist man viel unterwegs, da neben Bundesligaspielen ja auch Länderspiele und Champions League – Spiele übertragen werden.
Zusätzlich dazu kommen dann auch noch Großveranstaltungen, wie EMs, WMs und Olympische Spiele, die quer über den Globus verstreut sind.

AP: Du hast bestimmt schon von vielen sportlichen Großereignissen berichtet, von denen manche nur träumen können dort gewesen zu sein. An welche erinnerst du dich besonders gerne?

Prinzipiell olympische Spiele sind immer tolle Ereignisse. Ich erinnere mich gerne an meine ersten Spiele in Sydney. Aber auch die Fußball-WMs in Korea und Deutschland waren super.

AP: Freust du dich schon auf die Fußball – EM in Österreich?

Natürlich, ich freue mich schon sehr. Es ist immer eine super Stimmung bei solchen Veranstaltungen. Also von Randalierern und Straßenkämpfen keine Spur; Nationen verbrüdern sich auf der Straße, in jedem Lokal gibt es Fernseher, die die Spiele übertragen; Wirklich einmal ein Erlebnis bei so etwas dabei zu sein; einfach Spaß pur. Aber so ein Ereignis bedeutet für mich natürlich recht viel Arbeit, wodurch ich diese EM in Österreich nur wenig auskosten kann. Trotzdem werde ich versuchen, zumindest ein bis zwei Mal mit Freunden in die Fanzone zu gelangen und die Stimmung zu genießen.

AP: Sportler sind wahrscheinlich sehr eigene Persönlichkeiten. Welche besonderen Begegnungen sind dir hier noch in Erinnerung?

Von den Sportlern her mag ich besonders den ehemaligen Schirennläufer und jetzigen Kommentatorkollegen Hans Knaus. Er ist ein wirklich sehr netter Mensch.
Eine Begegnung aus der letzten Zeit ist mir auch noch sehr in Erinnerung, und zwar durfte ich das erste Interview mit dem Schifahrer Matthias Lanzinger nach seinem schweren Rennsturz führen. Das sind halt schon sehr bewegende und besondere Momente in einer Journalistenkarriere.
Und noch ein Highlight in meiner Karriere war natürlich das Interview mit Arnold Schwarzenegger in Kitzbühel.

AP: Arnold Schwarzenegger – wie das?

Bei einem Rennwochenende in Kitzbühel war ich im Startbereich der Abfahrt eingesetzt um die Schirennläufer, die sich auf das Rennen vorbereiten, zu interviewen. Man hatte die ganzen Tage zuvor schon gehört, dass eventuell Arnold Schwarzenegger beim Schirennen vorbeischauen wollte. Dann hat man wieder gehört er wäre bereits da, aber es hatte ihn noch niemand gesehen und dann, ganz plötzlich hab ich mich dort im Startbereich umgedreht und ein richtiger Hüne stand vor mir – die Steirische Eiche. Ich hab fast reflexartig das Mikrophon hingehalten und gefragt ob er dem ORF ein Interview gibt. Die Kollegen in der Regie sind fast ausgeflippt, wie sie das gehört haben.

AP: Und wie bereitet man sich als Kommentator auf ein Schirennen oder ein Match vor?

Das ist natürlich eine Sache der Erfahrung. Bei mir geht das schon relativ schnell. Ich führe meine eigene Statistik – da habe ich viel von Robert Seeger gelernt. Darin enthalten natürlich die gesamten Siege, WMs, Olympischen Spiele etc. Dazu kommt natürlich noch die Startaufstellung, das ganze miteinander vermischen und das war’s im Prinzip.
Meine spezielle Vorbereitung ist die, dass ich sehr genau an meiner Sprache arbeite. Ich war zum Beispiel einige Tage bei Marcel Reif, er ist ein Deutscher Fußballkommentator – in meinen Augen der beste – und habe von ihm sehr viel gelernt, wenn es darum geht, genau das zu sagen, was sich die Zuschauer denken. In diesem Beruf kann man immer besser werden, wenn man an sich arbeitet.

AP: Zu deiner Schulzeit im Piaristengymnasium: Hat dich die dortige Ausbildung gut auf deine jetzigen Aufgaben vorbereitet?

Meiner Meinung nach ist die Ausbildung im Piaristengymnaisum sehr gut. Ich lege sehr viel Wert auf eine gute sprachliche Ausbildung und das wäre natürlich auch ein Wunsch von mir, dass man sich gerade auf dieses Gebiet mehr konzentriert. Wir hatten zum Beispiel zu meiner Schulzeit noch keine Sprachreisen, was sicherlich wichtig gewesen wäre.   MR / 2008