urbanitschMJg 1996 / Ö3-Redakteur, ORF-Moderator

Im März habe ich Georg Urbanitsch, ein Mitglied unseres Vereins zu einem Interview getroffen. In sehr netter Atmosphäre haben wir über seinen spannenden Beruf, der für viele junge Leute den Traumjob schlechthin symbolisiert und seine Erinnerungen an seine Zeit im Piaristengymnasium gesprochen.

AP: Du hast 1996 maturiert. Was ist danach passiert? Wie bist du zum Radio, genauer gesagt zu Ö3, gekommen?

Ich habe mich bereits in meiner Schulzeit sehr für Radiojournalismus interessiert. Nach der Matura hatte ich die Chance ein zweimonatiges Praktikum bei Ö3 zu absolvieren. Dann kam, wie bei so vielen jungen Männern, das Bundesheer. Zum Glück konnte ich danach wieder bei Ö3 mit einem Praktikum starten. In dieser Zeit habe ich viel gelernt; vor allem viel über die Technik und das Schneiden von Radiobeiträgen. Der Leistungsdruck war sehr hoch, da es ja genug Leute gibt, die ebenfalls sehr gerne Redakteur bei Ö3 werden wollen. Daher hab ich mich oft am Abend bis spät in die Nacht noch hingesetzt und das Schneiden von Beiträgen geübt, damit ich schneller und besser werde. Mein Praktikum wurde dann schließlich in eine fixe Anstellung umgewandelt.

AP: Was sind genau deine Aufgaben bei Ö3 bzw. dem ORF?

Seit 2 Jahren bin ich Tageschef bei Ö3. Das heißt ich bin für die Inhaltliche Gestaltung, außer Nachrichten und Musik der Ö3-Sendungen am Tag verantwortlich. Das ganze läuft so, dass wir am Morgen eine Redaktionssitzung abhalten in der die Redakteure ihre Vorschläge für Berichte zu aktuellen Themen einbringen. Meine Aufgabe ist es, die interessanten Themen herauszufiltern und diese nach Aktualität zu gewichten. Danach erfolgt die Einteilung, welcher Redakteur für welchen Bericht recherchiert. Sobald die Berichte fertig gestellt sind, werden sie mir vorgespielt und ich gebe dann das Okay, ob diese auf Sendung gehen dürfen.
Weiters bin ich Projektleiter für diverse Projekte bei Ö3 und bei Projekten bei denen Ö3 eng mit dem ORF kooperiert wie z.B. für die Berichterstattung zu Starmania oder Taxi Orange. Auch der Ö3-Jahresrückblick, der in Form eines Quiz aufbereitet wird, ist jedes Jahr ein großes Projekt, dass von mir und meinem Projektteam ca. 1 Monat Recherche in Anspruch nimmt. Zur Zeit bin ich auch Projektleiter für die Organisation des kommenden Donauinselfestes.
Nebenbei bin ich auch noch Moderator bei der ORF-Sendung „close up“ im Rahmen des Kinderfernsehens „Confetti TiVi“. Diese wird jeden Samstag Vormittag gesendet. Die Moderation erfolgt mit Jugendlichen im Alter zwischen 10 und 14 Jahren. Eine sehr spannende Arbeit.

AP: Was gefällt dir an deiner Tätigkeit als Redakteur am besten?

Mir gefällt am besten, dass mein Job sehr abwechslungsreich ist. Man erlebt jeden Tag etwas neues und man lernt sehr viele interessante Menschen kennen, nicht nur wie man sie aus Radio und Fernsehen kennt, sondern man erlebt sie teilweise auch so, wie sie wirklich sind – quasi im „normalen Leben“. Und man kann hinter viele Kulissen blicken. Man ist einfach direkt am Tagesgeschehen dran und es gibt auch einen Hauch von Abenteuer dabei. Wenn man so wie ich z.B. einmal als Redakteur zu Olympischen Spielen reisen kann und die Atmosphäre dort hautnah mitbekommt, oder mit Dir. Pechlaner nach China in ein abgelegenes Reservat reist um dort zwei Pandabären für den Tiergarten Schönbrunn abzuholen. So etwas erlebt man nicht jeden Tag – und schon gar nicht in der Arbeit.

AP: Welchen Tipp kannst du jungen Leuten geben, wenn sie auch den Traum haben Redakteur bzw. Moderator bei Ö3 oder dem ORF zu werden? Wie erfolgt die Aufnahme?

Ganz wichtig ist, dass man sehr interessiert ist, das man einfach mitbekommt, was zur Zeit in der Welt vor sich geht, und dass man eine Meinung hat, zu dieser steht und diese auch vertreten kann. Das Aussehen oder ein Studium spielt dabei nur eine Nebenrolle. Das, was man für diesen Job braucht, bekommt man sowieso beim ORF gelernt. Dort gibt es eine ausgezeichnete Ausbildung mit Inhalten wie Sprechtechnik, Interviewtechnik, Berichtgestaltung, etc. Hier halte ich auch Seminare für junge Redakteure zum Thema „Berichtgestaltung im Radio“.
Das Aufnahmeverfahren beim ORF läuft im Rahmen eines zweitägigen Assessmentcenters ab, in denen es Mikrofon-, Kamera- und Wissenstests sowie Tests gibt, bei denen speziell die Fähigkeit hinterfragt wird, ob der Bewerber die wichtigen Informationen aus einem Text oder einer Mitteilung herausfiltern kann.

AP: Welche Erinnerungen hast du an deine Schulzeit im Piaristengymnasium? Hat dir die Ausbildung im BG 8 in deiner beruflichen Entwicklung geholfen?

Ich habe sehr gute Erinnerungen an meine Schulzeit. Vor allem in Erinnerung ist mir, dass Prof. Grubits-Fitz und Prof. Abele mich damals sehr unterstützt haben, als ich den Wunsch geäußert habe meine Fachbereichsarbeit zum Thema „Jugendsendungen im Radio und Fernsehen“ zu schreiben. Diese habe ich dann meiner Bewerbung bei Ö3 beigelegt und war sicherlich ein Vorteil für mich.
Auch die gute Sprachliche Ausbildung (Englisch und Französisch) hat mir in meinem Beruf sicherlich geholfen. Ich bin auch sehr froh, dass ich Latein gelernt habe, denn ich bin sehr spracheninteressiert und lerne in meiner Freizeit Spanisch, und dabei helfen mit natürlich meine Lateinkenntnisse sehr weiter.

AP: Hast du noch Kontakt mit anderen Schulkollegen?

Nach der Matura war ich einmal sehr froh, dass die Schulzeit hinter mir war. Ich denke, dass hat jeder, der die Matura gerade hinter sich gebracht hat. Man hat dieses Gefühl, dass einem alles offen steht. Doch in letzter Zeit denke ich immer öfters an diese Zeit zurück und finde, dass es eine sehr schöne Zeit war. Ich hab noch zu 2 – 3 Leuten von damals sehr intensiven Kontakt. Von allen anderen hört man ab und zu wieder etwas. Wir hatten vergangenes Jahr unser 10 Jähriges Maturatreffen zu dem wir die Kontakte zu einigen Kolleginnen von damals wieder „zusammengekratzt“ haben. Auch kommt jetzt die Zeit, in der einige an Heiraten denken und das ist dann auch immer eine Gelegenheit um sich wieder zu sehen.   MR / 2012