fritzklMJg 1983 / GF Madaus Gesellschaft m.b.H (Österreich)

1963 wurde die Madaus Österreich als Vertriebstochter der Deutschen Muttergesellschaft Madaus AG gegründet. Die international agierende Madaus-Gruppe beschäftigt sich vorwiegend mit der Entwicklung und Herstellung pflanzlicher Arzneimittel; bekanntestes Produkt - rezeptfrei in jeder Apotheke erhältlich - ist das Produkt „Echinacin ®“ zur Stärkung der Abwehrkräfte in Grippe-Zeiten.Seit 2 Jahren steht ein Alt-Piaristner an der Spitze dieses erfolgreichen Unternehmens.

AP: Sie haben im Jahr 1983 maturiert. Wie ist es dann weitergegangen? Wie sind Sie Geschäftsführer eines so bekannten und großen Unternehmens geworden?

Nach meiner Schulzeit habe ich mit dem Biochemie-Studium an der Universität Wien begonnen. Relativ schnell hat es mich in den medizinischen Bereich gezogen. 1991 habe ich dann auch am Institut für Immunologie dissertiert. Danach habe ich in der Forschung am Ludwig Boltzmann – Institut begonnen. Doch der Weg in Richtung Industrie rief bei mir größeres Interesser hervor, daher begann ich 1992 als Außendienstmitarbeiter bei einer Pharma-Firma. Nach einigen Zwischenstationen bei anderen Firmen als Product-Manager war ich ca. 4 Jahre Leiter des Bereichs Marketing & Verkauf bei der Firma Austroplant-Arzneimittel GmbH. Die Aufgabe ein Unternehmen zu führen hat mich dann sehr gereizt und seit 2004 bin ich nun Geschäftsführer der Madaus Gesellschaft m.b.H. in Österreich. Nebenbei halte ich auch noch Vorträge an der Donauuniversität sowie der IMC-Fachhochschule in Krems.

AP: Was waren / sind die größten Herausforderungen in der Position des Geschäftsführers der Madaus Gesellschaft m.b.H. ?

Als ich vor ca. 3 Jahren als Geschäftsführer bei der Madaus Österreich begann, war dieses Unternehmen als Vertriebstochter der deutschen Muttergesellschaft der Madaus AG in Köln - bei der neben den Produktionsstandorten in Spanien, Portugal und Indien, hauptsächlich die Herstellung, Forschung und Entwicklung der Arzneimittel stattfindet - ausschließlich für den Österreichischen Markt zuständig. In der Zwischenzeit haben wir das Vertriebsnetzwerk von Österreich aus auf ganz Mittel- und Osteuropa ausgedehnt. Wir haben Tochtergesellschaften in Polen, Tschechien und Ungarn gegründet. In Russland und der Ukraine haben wir Repräsentanzen ins Leben gerufen. Weiters arbeiten wir in der Slowakei, Rumänien, Bulgarien, den ehemaligen GUS-Staaten (Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Moldawien, Tadschikistan, Usbekistan, Weißrussland), in der Mongolei, im Baltikum (Estland, Lettland, Litauen) sowie am Balkan (Slowenien, Kroatien, Serbien, Montenegro, Mazedonien, Albanien, Bosnien) bis hinunter nach Griechenland, die Türkei und Zypern mit Partner zusammen, die die Madaus Produkte dort vertreiben.

AP: Wie wirkt sich diese Ost-Expansion auf das Unternehmen aus?

In Österreich ist kaum noch Potential für eine Umsatzsteigerung vorhanden. Der Aufbau eines Vertriebsnetzwerkes nach Osteuropa kurbelt, wie bei so vielen Österreichischen Unternehmen, das Geschäft an. Madaus Österreich hatte z.B. im Jahr 2004 ca. EUR 13,5 Mio. Jahresumsatz; 2006 waren es bereits knapp EUR 18 Mio.

AP: Welche Produkte gibt es bei Madaus?

Das sicherlich bekannteste Produkt – da rezeptfrei in jeder Apotheke erhältlich und in Rundfunk-Werbespots angepriesen – ist wohl das Echinacin®, welches es u.a. in Saft, Tabletten und Tropfenform zu kaufen gibt und das Immunsystem, gerade zu Grippe-Zeiten anregen soll.
Weitere rezeptfreie Medikamente v.a. für viele „Alltags-Wehwechen“ sind u.a. Iberogast® (Magen-Darm), Lomaherpan® (Fieberblasen), Nosweat® (Schwitzen), Prosta Urgenin® (Urinieren), Babix® (Husten, Schnupfen), Salviagalen® (Zahncreme), Agiolax® (Verstopfung), Phytodolor® (Hexenschuß) sowie Nahrungsergänzungen und diätische Lebensmittel, mit welchen man Erkrankungen durch zu einseitige Ernährung behandelt.
Weitere eher bei Fachleuten bekannte, verschreibungspflichtige Arzneimittel sind u.a. unser Legalon®, Acimethin® und Spasmolyt®.

AP: Gibt es ein „Erfolgsgeheimnis“? Welchen Tipp können Sie jungen Absolventen des Piaristengymnasiums geben, wenn diese den Wunsch haben, in der Pharma-Branche Karriere zu machen?

Zuerst einmal würde ich sagen, dass sie viel lernen und einen ordentlichen Abschluss anstreben sollten; und danach natürlich viel und hart arbeiten. Man sollte auch nicht die Scheu haben, ins kalte Wasser zu springen. Ich habe in meiner Karriere oft genug von Null begonnen und mich in ein neues Aufgabengebiet eingearbeitet.

AP: Hat Sie die Ausbildung im Piaristengymnasium, Ihrer Meinung nach, gut auf Ihre beruflichen Tätigkeiten vorbereitet?

Nachdem ich ja in der Naturwissenschaft tätig bin und mich auch schon während meiner Zeit im Gymnasium sehr für Chemie interessiert habe, ging die Ausbildung an einem neusprachlichen Gymnasium eigentlich in eine ganz andere Richtung. Zum Glück unterrichtete uns damals Fr. Dr. Berner in Chemie, die sich sehr gefreut hat, dass es auch immer wieder Schüler gab, die sich für die naturwissenschaftlichen Fächer interessierten. Diese hat sie dann auch sehr gefördert. Sie hat es für mich zum Beispiel damals ermöglicht, dass ich bei Ihrem Mann im Unternehmen einmal „hineinschnuppern“ konnte.
Aber rückblickend betrachtet waren gerade die Fächer in der Schule, die man damals nicht so interessant gefunden hatte, sehr spannend und jetzt denke ich mir, dass ich da vielleicht doch mehr Aufmerksamkeit darauf richten hätte sollen. Denn nach der Schulzeit habe mich zum Beispiel nur mehr wenig mit Literatur befasst – was sehr schade ist, da mich das jetzt wieder sehr interessieren würde. Man hat einfach eine breite Wissensbasis im Piaristengymnasium vermittelt bekommen.
Positiv in Erinnerung ist mir auf alle Fälle, dass man von manchen Lehrern auch persönlich als Mensch Anerkennung bekam. Prof. Brandsteidl in Latein oder Prof. Wittmann in Geographie zum Beispiel sind mir da sehr stark in Erinnerung.

AP: Gibt es noch Kontakt mit ehemaligen Schulkollegen?

Während der Schulzeit galt meine Klasse als schlimmste Klasse, die angeblich überhaupt keine Klassengemeinschaft hatte. Doch nun, 24 Jahre nach unserer Matura, treffen wir uns immer noch ziemlich regelmäßig 2-3 mal pro Jahr.   MR / 2007