Das Auditorium war vielschichtig zusammengesetzt: frühere und aktuelle Schüler/-innen, ebensolche Lehrerkollegen/-innen und Direktor/-innen. Und natürlich interessierte Altpiaristner. Sie alle kamen, um Heinz Vondra zu lauschen. Der engagierte Geographie und Turnprofessor prägt seit Jahren die Wissensvermittlung im Piaristengymnasium. Den Abend Ende Jänner prägte er mit seiner Tour d’Horizon zum Thema „Autorität und Wertevermittlung in der Schule“.

Vondra stellte seine Erfahrungen aus dem schulischen Leben bewusst emotional zur Verfügung. Die Erinnerung an eine seiner ersten Geographiestunden, in der ihm eine Schülerin sagte, aus ihm werde nie ein ordentlicher Lehrer. Den Eindruck, den er als frisch gefangener Lehrer in einer achten Klasse hinterließ. Jahrelang waren sie im Fußball „Seriensieger“. Nun wurden sie zu Jahresbeginn mit 15:6 vom Platz geschossen. „Acht der 15 Tore traf ich – und somit war das Jahr für mich gerettet“ erinnert sich Vondra. Immer galt es, sich die Autorität nicht untergraben zu lassen. Verschiedene Definitionen von Autorität stimmen die Zuhörer nachdenklich: Autorität als Mittel, die für die schulische Arbeit erforderliche Disziplin herzustellen. Autorität als moralische Macht - eine Macht ohne Gewaltanwendung. Autorität als Eigenschaft der jeweiligen Person oder Autorität aufgrund der verliehenen Stellung.
Ohne Wertschätzung des Gegenübers wird man kaum Autorität erlangen. Vondras Credo war und ist, mit Schülern, Eltern und Lehrerkollegen respektvoll auf Augenhöhe zu kommunizieren. Deshalb war er kürzlich auch verwundert, als er in der Konferenz erfuhr, dass es nun eine „Woche der Wertschätzung“ am Piaristengymnasium geben soll. „Das sollten wir doch jeden Tag praktizieren und es den Kindern so nahe bringen, dass sie auch danach handeln“ meinte er.
Das „Autoritätsrezept“ für Lehrer ist aus Vondras Sicht relativ einfach: Sich selbst und die Gegenstände, die man unterrichte, nicht so wichtig oder gar überlebens-wichtig zu nehmen; seinen eigenen Humor behalten; über sich selbst lachen zu können und nicht über die Schüler, ja schon gar nicht die Schüler „auslachen“; immer an seiner pädagogischen Kompetenz zu arbeiten; keine Scheu vor der eigenen Weiterbildung zu haben – im pädagogischen und im fachlichen Sinn.

Heinz Vondra setzte sich auch mit der Rolle der Eltern auseinander, mit deren Schwierigkeit, ehrlich zum eigenen Kind zu sein und es auch ehrlich bei dem Lehrer darzustellen. „Die Schwächen des eigenen Kindes zuzugeben ist manchen immer noch nicht möglich. Die Kinder keinem unnötigen Druck auszusetzen ebenso“. Das Schicksal einer Schülerin in der 7. Klasse berührte ihn damals als Klassenvorstand sehr. „Ich sah sie nur einmal glücklich, das war in der Sportwoche. Zuhause hatte sie eine Mutter, die ihr vor mir sagte: Wenn Du die Matura nichts schaffst, dann bist du nicht mehr meine Tochter“.
Kinder brauchen Zuwendung, Liebe, Wärme, Verständnis, Freiheit, Ermutigung, Stärkung des Selbstvertrauens. Nur so könnten sie ihren Weg finden und auch die Werte schätzen, die ihnen am Piaristengymnasium vermittelt werden. „Unterricht kann nicht immer Party oder Event sein“ betont Vondra „und auch technische Hilfsmittel wie Beamer oder Internetzugang in jeder Klasse ersetzen nicht den engagierten Unterricht. Sie tragen auch nichts zur sozialen Kompetenz bei, die wir den Schülern auch vermitteln müssen“.
Mit Ende des Schuljahres 2013/2014 beginnt für Heinz Vondra der neue Lebensabschnitt des „emeritierten Professors“. Mit seinem Vortrag schrieb er seiner Schule und seinen Kollegen auch seinen Leitsatz in das imaginäre Stammbuch: Nie aufhören, sich zu hinterfragen. „Niemand von uns Lehrern hat alles im Griff. Und so alt kann man gar nicht werden, dass man nicht immer dazulernt. Und wenn man Fehler macht, dann gilt für mich die sportliche Erkenntnis: Es ist keine Schande zu fallen, aber es ist eine Schande, nicht wieder aufzustehen“.
Ein Büfett, das Schüler seiner Maturaklasse gestaltet hatten, war die stärkende Kulisse für engagierte Diskussionen zwischen den Zuhörern und OStR Prof. Heinz Vondra. H.D.