Mitte November luden die Altpiaristner zum ersten Piaristner Pan-Philosophicum. Die Alte Bibliothek war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Univ.Prof. DDr. Oliver Rathkolb sein Impulsreferat hielt. Die spannende Diskussion war eröffnet.

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Die Vision wurde Realität. Als vor mehr als einem Jahr Wolfgang Zorn seine Vorstellungen artikulierte, reagierte der Altpiaristner Vorstand zwar positiv aber teilweise doch skeptisch abwartend. Die Vision war, ein Forum zu schaffen, das dem geistigen Austausch dienen und dem Grundgedanken der Altpiaristner entsprechen sollte, die sich als Generation Community sehen. Absolventen diverser Maturajahrgänge, zukünftige Altpiaristner (also die Schülerinnen und Schüler) und interessierte Lehrerinnen und Lehrer zusammen zu führen. Ihnen eine Plattform für den Austausch, ein Feld für geistige Duelle, eine Gelegenheit, Dinge kritisch zu hinterfragen zu bieten, diese Vision schien verwegen. Das Ziel, ein zusätzliches Angebot an „unserem Gymnasium“ zu etablieren, um der Bezeichnung „Humanistisches Gymnasium“ in größeren Maßen zu entsprechen, wurde Mitte November erreicht.

Entsprechend der Definition von Humanismus – der geistigen Bewegung, um Werte für die Bildung des Menschen zu gewinnen – wurde versucht, dieses Bildungsideal in der Realität als Chance zur bestmöglichen Persönlichkeitsentfaltung mit Leben zu erfüllen.

Es kamen mehr Interessierte, als sich auf der Homepage angemeldet hatten, was für alle ein Mehr an geistigem Input und für den Einzelnen ein Weniger an kulinarischem Genuss am Büfett danach bedeutete.

Als Key-Note-Speaker und Diskussionsteilnehmer für das bewusst aufrüttelnde Thema „Erklär mir Österreich – ‚Kulturnation‘ oder ‚ideologische Missgeburt‘!?“ konnte Univ.Prof. DDr. Oliver Rathkolb gewonnen werden.

Im Curriculum Vitae des Leiters des Wissenschaftlichen Beirates für das geplante Haus der Geschichte am Heldenplatz gibt es nur einen (kleinen) schwarzen Punkt: Er maturierte nicht am Jodok-Fink-Platz sondern im BG Gmünd. Rathkolb versicherte am Beginn seines Tour d’Horizon durch die Österreichische Geschichte nach dem 1. Weltkrieg, wie sehr er mit der Josefstadt verbunden sei und dass seine Kinder in die Piaristenvolksschule gegangen seien.

Dann ließ er sieben Jahrzehnte österreichischer Vergangenheit packend Revue passieren. Er lieferte in zwanzig Minuten die Inputs für eine bunte, abwechslungsreiche und spannende Diskussion. Die Meinungen der Maturajahrgänge 1958 bis 2017 (!!) waren vielfältig und animierend. Die Chance, einen der anerkanntesten Experten der österreichischen Zeitgeschichte als „Auskunftsperson“ zu haben, wurde intensiv genutzt. Rathkolb fand auch ein aussagekräftiges Bild für die gestellte Herausforderung „Erklär‘ mir Österreich“: Er verglich die Frage nach der rot-weiß-roten Identitäts-Entwicklung mit der heimischen Nationalmannschaft. Sie alle kämpfen für Österreich, spielen jedoch in unterschiedlichen europäischen Klubs und haben die verschiedensten Migrationshintergründe. Das zeige für den Historiker am besten, was Österreich heute sei.

Rathkolb bekam ein spezielles „Dankeschön“ für sein Engagement überreicht. Das Einlagebuch der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien aus dem Jahr 1933 (siehe Faksimile) kommentierte er erfreut: „Das ist das erste Artefakt, das ich für das Haus der Geschichte überreicht bekommen habe“. Die Altpiaristner hatten auch hier die Nase vorn. Möglicherweise wird man in Zukunft bei diesem Ausstellungsstück auch den Hinweis vorfinden: „Zur Verfügung gestellt vom Verein der Altpiaristner“.

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Kristina Porenta (8B) und Michael Poledniczek (7B) wurden für ihren „mutigen Einsatz“, sich für das Diskussionspodium zu melden, zeitgeschichtlich in Wort und Bild bedankt: Mit dem Buch „Er ist wieder da“ (Timur Vermes, 130 Wochen auf den Bestsellerlisten, nun im Kino) und der neu aufgelegten ORF-Zeitgeschichtenreihe "Österreich II" von Hugo Portisch. Die DVD-Box mit den ersten zwölf von insgesamt 31 Folgen ist auch im ORF-Shop erhältlich.
Bei den anschließenden verbalen Begegnungen von „Jung- und Altpiaristnern“ gab die Generation Community ein kräftiges Lebenszeichen von sich.   HD