Die Zeit am Piaristengymnasium als großen Schatz der Bildung darzustellen macht eines deutlich: Die Schulzeit ist mehr als ein als prägender Lebensabschnitt für das Individuum.

Was wird einem in den acht Jahren an einem Gymnasium für sein zukünftiges Leben vermittelt? Wie sehr kann man Schüler/-innen auf das vorbereiten, was sie nach acht Jahren „in der Welt“ erwartet? Lassen sie sich überhaupt darauf vorbereiten?
Ist der BG8-Wappenspruch pietati et litteris oberhalb des Schuleingangs ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten – oder steht er als geistiger Kontrapunkt zu einer Welt von heute?

Fragen, die auf den ersten Blick vielleicht zu philosophisch anmuten. Einer hat sie sich trotzdem – oder gerade deshalb - gestellt und seine Antworten in einem Buch festgehalten.

Jenes hügelige Sein. Leben, Tun und Denken ist der Titel des im August erscheinenden Buches. Autor Hans Haumer (MJg 1958) erzählt seine Autobiografie einer „Enkelin“, würzt sie mit mahnenden Worten und Episoden der Zeitgeschichte, wie er sie erlebt hat und immer noch erlebt (z.B. Brexit, Trump, Demokratiefragen, u.v.m.) und versucht, einige biografische Episoden mit Lebenslehren und „Weisheit“ zu ergänzen.
„Es war und ist ein Tenor des Buches, meine Zeit bei den Piaristen als großen Schatz der Bildung darzustellen“ unterstreicht Haumer. „Ich selber habe meine alte Schule vor allem deswegen ins Herz geschlossen, weil die damals tätigen Lehrer viel für unsere Charakterstärke und humanistische Bildung geleistet haben. Noch heute zehre ich davon“.

 

Am 12. Mai 2020 wird Haumer seine Gedanken, Erfahrungen und auch die eine oder andere schulische Erinnerung mit uns teilen. Die markanten Kapitel seines Buches (Lebens) sollen in einer guten halben Stunde angerissen werden, um dann Zeit für Diskussion und Gedankenaustausch zu haben. Er beschreibt den Tour d’Horizon folgendermaßen (kursiv sind einige der 40 Kapitelüberschriften des Buches): "Am Beginn steht das Trauma des Krieges und der Verlust des Vaters. In der kargen Atmosphäre danach hat sich mein ethisches Gewissen und die Gerechtigkeit als Leitmotiv entfaltet. Das werdende Ich verdankt der humanistischen Bildung bei den Piaristen den Nährboden eines ganzen Lebens. Die taumelnden Jahre in Nord- und Südamerika gaben mir den Werkzeugkasten für die berufliche Laufbahn in Europa. Deren größte Herausforderung war wohl, was ich den Felsen des Sisyphos taufte. Das Denken und Tun hat mich gleichermaßen fasziniert und wurden zur wahren Wirklichkeit meines Lebens.
Natürlich kommt auch das Piaristen-Gymnasium vor, und zwar mit einem „sehr gut“ benotet."

Hans Haumers Berufsleben nach der Matura gestaltete sich abwechslungsreich und international. 1962 schloss er an der Universität Wien sein Jus-Studium summa cum laude ab, studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Tübingen, war 1963/64 Dozent für Sozialwissenschaften an der University of Puerto Rico, USA. Er kam nach Wien zurück, wurde Assistent des Vorstandes der Girozentrale und arbeitete von 1966 bis1970 für den internationalen Währungsfonds in Washington. 1974 begann seine Karriere in der Erste Österreichischen Spar-Casse – Bank. 1977 wurde er zum Vorsitzenden des Vorstandes und CEO berufen.
Von Oktober 1989 bis Juni 1994 war er CEO der Girozentrale Wien, die dann mit der Erste Bank Gruppe zusammengeführt wurde.


Bis 2010 hatte er verschiedene Führungspositionen inne: als Verwaltungsrat der Bank in Liechtenstein (heute LGT), als Gründer der CapitalLife Versicherung Vaduz, als Präsident des Liechtensteinischen Versicherungsverband, als Mitglied des Aufsichtsrates der unabhängigen liechtensteinischen Finanzmarktaufsicht. Hans Haumer ist mit der Neuseeländerin Andrea verheiratet und hat zwei Söhne. Die Familie lebt abwechselnd in Neuseeland und Wien.

HD / November 2020