Schüler-Memoiren aus sieben Jahrzehnten.

Wir haben eingeladen, in den Erinnerungen zu kramen und uns die persönlichen Gedanken an die Zeit im Piaristengymnasium zu schicken.
Die G’schichtln sind so vielfältig wie die Schar der Schüler/-innen, die mehr oder weniger der acht notwendigen Jahre am Jodok-Fink-Platz verbrachten.
In Teil 3 freuen wir uns. endlich auch Reminsizenzen einer Kollegin veröffentlichen zu können.

„Na, da werma einen aussefischen aus dem Karpfenteich!“

Matura 1973 – fast fünfzig Jahre später – welche Erinnerungen kann ich hervorkramen, auch wenn wir uns fast jedes Jahr zum Maturatreffen verabreden. Immer wieder setzen sich diejenigen zusammen, die auch in der Schule befreundet waren. Es wird getratscht und gelacht, viel hat sich nicht geändert, außer dass die Spuren des Alters an uns knabbern. An einem mehr, an einem weniger. Manch Sessel bleibt inzwischen leer …

Blende ich zurück, so tauchen manche Blitzlichter auf. Erinnerungsfetzen, die mich dankbar zurückblicken lassen.
Wir waren der zweite Jahrgang, in dem Mädchen aufgenommen wurden. Ober uns gab es nur Burschenklassen. Scheu blickten wir zu den älteren Jahrgängen hinauf.
Ich krame mein Poesiealbum hervor und finde den Eintrag aus dem Jahr 1965, aus meinem ersten Schuljahr, von Prof. Azinger (Deutschprofessor) „Wahrlich, das kurze Leben, es wäre dem Menschen zu gönnen, dass er es froh vollbrächte vom Morgen bis zum Abend!“ (Goethe) Dieser Wunsch ist heute gültiger denn je!

Wie konnten wir damals wissen, welches Privileg es ist, täglich in die Schule gehen zu können! Das Lernen war wichtig – „Nicht für die Schule für das Leben lernst du“ – aber was noch viel wichtiger war:  gemeinsame Pausen, Freundschaften, der gemeinsame Schulweg, die erste Zigarette im Maria Treu, die Tanzparties im Keller in der Piaristengasse.
Der Innenhof der Schule war unser Pausenhof. Im Sommer trafen die Basketbälle die Körbe, es wurde stab hoch und weit gesprungen und gelaufen. Einmal in der Woche fuhren wir in den Augarten zur Leichtathletik. 

Es gab geliebte, weniger beliebte und gefürchtete Professoren. Einer davon war der Physikprofessor. Zumindest für die, die diesen Gegenstand nicht unbedingt zu ihrem Lieblingsfach zählten. Da stand er unten an der Tafel und wir im aufsteigenden Auditorium. Sein Spruch: „Na, da werma einen aussefischen aus dem Karpfenteich!“ ließ manch Unbedarften tiefer in den Sessel verschwinden. „Susanne, saß in der Badewanne …“ Die Arme, diesmal war sie dran.
Sezierstunden im Chemiesaal – die armen Mäuse! – blieben genauso im Gedächtnis, wie die Physikstunden, in denen der Professor durch die Zentrifugalkraft vom Sessel geschleudert wurde.

Ein großer und schmerzlicher Einschnitt war, dass wir aufgrund unserer Sprachanmeldung (Französisch ab der ersten Klasse) in der fünften geteilt wurden. Die langjährigen Freundinnen waren plötzlich in der Nebenklasse. Neue kamen dazu, aber bis wieder eine Klassengemeinschaft herrschte, dauerte.
Der beliebte Direktor Paradeiser kam regelmäßig in die Klassen, um Freikarten für das Burgtheater und die Oper zu verteilen. Es gab bevorzugte SchülerInnen, die immer Karten bekommen haben. Wir waren fast jede Woche auf Stehplatz. Diese kulturellen Höhepunkte ergänzten wunderbar die wöchentliche Literaturpflege.
Weiterer Höhepunkte waren die Schullandwoche und die Schikurse. Damals mussten wir noch im Treppenschritt die Pisten hinaufsteigen. Eine große Anstrengung. Es gab für ungebührliches Verhalten (z.B. Besuch der Burschen im Mädchenzimmer) Strafaufgaben: Gedichte auswendig lernen und vor dem Abendessen aufsagen. Und Einzelverhöre durch die Professoren. (Wie harmlos alles gewesen ist! Cola,  Soletti und Tratschen).

Und dann die Matura! In der Bibliothek. Das grüne Filztuch am großen Tisch. Dahinter die Kommission. Vor der Tür die zitternden Prüflinge. Einer davon schlief fast ein: er hatte zu viel Baldrian erwischt. Aber die Mathematiknachprüfung bestanden.

In den achtziger Jahren waren meine Kinder im Piaristenkindergarten. In der Volksschule. Wieder am Piaristenplatz. Wieder im Maria Treu. Wieder der gleiche Schulweg. Die Florianigasse hinauf.
Erinnerungen steigen auf. Ein Lächeln bleibt. Bis heute!
Marlen Kühnel (geb. Majer) Maturajahrgang 1973