capMJg 1970 / Klubobmann der SPÖ im Nationalrat

Ende April, kurz vor dem Vienna City Marathon, hat Dr. Josef Cap Zeit für ein Interview mit den Altpiaristnern gefunden und mit uns über Erinnerungen an „seine geliebte Piaristenschule“ gesprochen und wie sehr die Zeit im Piaristengymnasium ihn in seinem weiteren Leben geprägt hat.

AP: Wie sind Sie in die Politik gekommen? Waren Sie während der Schulzeit im Piaristengymnasium bereits politisch engagiert?

Die Zeit im Piaristengymnasium hat mich sehr geprägt. Vor allem kann ich mich an einen Besuch von, damals war er noch Staatssekretär, Dr. Heinrich Neisser, der ja ebenfalls ein Altpiaristner ist, erinnern, der in der Schule über Politik berichtet hat. Das hat mich sehr fasziniert. Wir haben dann auch eine politische Schülerzeitung aufgelegt und Diskussionsveranstaltungen organisiert. Ich habe mich bei der Klassensprecherwahl aufgestellt und wurde auch gewählt. Es war halt damals eine sehr politische Zeit - Kreisky kam damals gerade an die Macht.

AP: Dr. Neisser gehört aber einem anderen politischen Lager an …

Ja, das stimmt; sein Bericht über seine politische Arbeit hat mich damals einfach fasziniert. Er ist bei seinem Besuch im Piaristengymnasium sehr liberal und offen aufgetreten und das war enorm prägend für mich.

AP: Und wieso dann trotzdem SPÖ?

Ich komme eigentlich aus einer ÖVP-Familie. Die SPÖ war damals einfach politisch interessanter und offener. Und wie gesagt, Kreisky stand ganz am Anfang seiner Ära und strahlte bereits damals eine große Faszination aus.

AP: Welche Erinnerungen gibt es an die Zeit im Piaristengymnasium? Hat die Ausbildung im Piaristengymnasium Sie gut auf Ihre politische Laufbahn vorbereitet?

Optimal. Welche Ausbildung kann man sich als Politiker besser vorstellen, als eine humanistische Ausbildung? Vor allem die Bildung in Sprache und Rhetorik und die ausgezeichnete Ausdrucksweise durch das Erlernen der „alten Sprachen“ Latein und Griechisch. Darüber hinaus das Lernen im vernetztem Denken, sowie eine breite Allgemeinbildung. Genau das braucht ein Politiker.

Ich kann mich auch erinnern, dass wir damals vor allem in den Fächern Geschichte, Deutsch und Geographie sehr viel über Politik gesprochen haben. Das würde ich mir wünschen, dass das auch heutzutage intensiv praktiziert wird.

Sonst habe ich nur sehr gute Erinnerungen an die Zeit bei den Piaristen – ich habe ja das volle Programm genossen: Volksschule, Ministranten und Gymnasium.

AP: Gibt es ein politisches Erfolgsgeheimnis? Wie wird man erfolgreicher Politiker?

Das entscheiden die Wähler. Aber um Politiker zu werden ist es sicherlich nicht schlecht nach der Matura zu studieren. Jus, Wirtschaft, Politikwissenschaften; je nachdem in welchem Gebiet man sich spezialisieren möchte. Um sich politisch zu engagieren gibt es ja genug Möglichkeiten in diversen Orts-, Bezirks- oder Projektgruppen. Und dann muss man halt schauen, ob man Politik nur nebenbei betreiben will, oder ob man das als seine Hauptbeschäftigung sieht.


AP: Was sind die Herausforderungen als Klubobmann? Hätten Sie gerne eine andere Funktion?

Ich finde, wenn man Klubobmann ist, dann hat man sehr viel erreicht. Und das ist auch, was ich machen will. Ich wollte immer Klubobmann sein - da muss man sich in allen Gebieten sehr gut auskennen – man ist ein Universalist. Und was vor allem wichtig ist, ich wollte immer Klubobmann in einer Regierungspartei sein – das haben wir ja nun geschafft.

AP: Sie haben auch ein Buch geschrieben „Kamele können nicht fliegen. – Von den Grenzen politischer Inszenierung“, über die schwarz-blau (orange) Regierung unter Bundeskanzler Dr. Schüssel. Gibt es weitere Buchprojekte, vielleicht über die jetzige große Koalition?

Schauen wir mal, was die zustande bekommt. Ich will mir auch nicht die Latte zu hoch legen. Aber ein Exemplar des Buches gebe ich Ihnen mit, mit der Bitte dieses an die Schulbibliothek zu übergeben.

(Persönliche Widmung: „Für mein geliebtes Piaristengymnasium. Josef Cap“)

AP: Neben der Politik – bleibt da noch Zeit für andere Aktivitäten?

Wie ja bekannt ist, laufe ich sehr gerne Marathon – auch hier wieder ein Konnex zu Altgriechisch, welches ich, wenn ich ehrlich bin, in meiner Schulzeit lieber gehabt habe als Latein. Ich bin bis jetzt 17 Marathons gelaufen. Gerade unlängst erst, im März einen in Italien. Beim Vienna City Marathon werde ich dieses Jahr nur als Zuseher teilnehmen. Ich werde im Ziel auf die Sieger warten. Ich habe mir vorgenommen, dass ich mir einmal den Zieleinlauf der Sieger ansehen möchte. Im Herbst habe ich den nächsten Marathon in Planung. Die Vorbereitungen nehmen sehr viel Zeit in Anspruch.

Ich reise auch sehr gerne. Vor allem der Mittelmeerraum hat es mir angetan: Griechenland, Italien, … – wohl auch durch meine Zeit im Piaristengymnasium geprägt. Ich sitze auch bei der Sozialistischen Internationalen in der „Arbeitsgruppe Mittelmeerraum“.   MR / 2007