MJg 1982 / Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie, stv. Direktor AKH Wien

Gerade jetzt, wo der Ausbruch eines neuartigen Coronavirus in China brandaktuell ist, hört man einen Namen immer wieder: Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer. Er ist Spezialist auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten und hat am Piaristengymnasium maturiert.


Nach seinem Medizinstudium und  einer kurzen Zwischenstation im Bereich der Univ.-Klinik für Chemotherapie begann er die Fachausbildung für Innere Medizin, später erwarb er das Zusatzfach Infektiologie und Tropenmedizin. Eigentlich sah er sich eher im theoretischen Bereich, in einem Labor – bis zu dem Augenblick, als ihm der verantwortliche Oberarzt nach vier Wochen „einen Tritt auf die Station verpasst“ hat. Mit viel Eifer und Engagement hat er sich in diesem Bereich schnell einen Namen gemacht und war zwischenzeitlich auch interimistischer Leiter der Klinischen Abteilung Infektionen und Tropenmedizin am AKH Wien.

Im Arbeitsalltag hat er es mit vielerlei teils hochansteckenden Infektionen zu tun: von Grippeviren über Würmer, multiresistente Bakterien bis zu  Tropenkrankheiten reicht hier das Spektrum. Hat man da nicht ein wenig Angst, sich selbst mit einer Krankheit anzustecken? – „Angst nicht, aber Respekt sollte man schon haben. Ich habe mich aber bis jetzt in der Arbeit noch nie infiziert. Und Verdachtsfälle gravierender Krankheiten mit Vollschutzanzügen sind dann doch eher die Ausnahme.“

Die aktuelle Diskussion in der Öffentlichkeit über den Ausbruch des neuen Coronavirus SARS-CoV-2 in China sieht er positiv: „Auch hier: Man braucht keine Angst haben, aber es soll Bewusstsein geschaffen werden, sich vorzubereiten – Was wäre wenn? – im öffentlichen Bereich Pläne für den Ernstfall in der Schublade zu haben. Aber auch die Bevölkerung zu sensibilisieren, dass z.B. die „normale Influenza“ ebenfalls eine schwere Krankheit ist, oder dass Impfen gegen die gängigen Infektionkrankheiten wie Masern, Mumps etc., bei denen es auch zu Komplikationen kommen kann, eigentlich ein Muss ist.“

„Auf alle Fälle ist die Infektiologie ein Zweig der Medizin, der in Zukunft sicherlich eine wichtige Rolle spielen wird. Es gibt zwar keine großen wissenschaftlichen oder pharmazeutischen Fortschritte, wie z.B. in der Onkologie, wo es für die Pharmafirmen natürlich ein weit größeres wirtschaftliches Interesse gibt, da diese Therapien weit länger dauern und kostspieliger sind als üblicherweise bei einer Infektionskrankheit. Aber durch die steigende Weltbevölkerung, die auf immer engerem Raum lebt und auch durch den Klimawandel, der Überträger von Krankheiten in neue Regionen der Welt bringt, werden Infektionskrankheiten weiter ein wichtiges Thema sein.“


Seit Juni 2019 ist er einer von vier stellvertretenden Direktoren des AKH Wien. Für seine Verdienste in der medizinischen Fortbildung wurde er mit dem goldenen Ehrenzeichen der Ärztekammer für Wien ausgezeichnet.

An seine Zeit im Piaristengymnasium hat er – mit einer Ausnahme – nur gute Erinnerungen. Vor allem sein Klassenvorstand Frau Prof. Mohilla hat ihn menschlich sehr geprägt. Auch Prof. Fürst hat in Physik gute Arbeit geleistet: „Wir haben bei ihr so viel gelernt, dass ich das Physikrigorosum im Medizinstudium mit links geschafft habe.“

Den Schülerinnen und Schülern, die mit einer Karriere als Mediziner liebäugeln, rät er, sich gut für den MedAT Aufnahmetest vorzubereiten - „Obwohl ich nicht restlos überzeugt bin, dass dieser Aufnahmetest für 18-Jährige das geeignete Mittel ist, die besseren Ärzte zu erhalten – die besseren Wissenschaftler sicherlich“ - und wer etwas erreichen möchte, der sollte mit vollem Engagement hinter der Sache sein.

https://www.infektiologie.wien
https://www.antibiotika-app.eu
https://orf.at/stories/3152374
https://orf.at/stories/3158323/

MR / Februar 2020