MJg 1977 / Geschäftsführer und Gesellschafter der FAA Holding GmbH

Die FAA Holding GmbH beschäftigt sich vorwiegend damit, EU-Know How in Osteuropäische Länder zu bringen. Sowohl wirtschaftliches, als auch politisches Verständnis und gute Kontakte sind für den Erfolg in diesem Bereich Voraussetzung.

Unser Portrait des Monats Juli 2007 befasst sich mit zwei Freunden, zwei Altpiaristnern, zwei Dieters, zwei erfolgreichen Unternehmern, die nach der Schulzeit vorerst getrennte Wege gingen, sich jedoch nie aus den Augen verloren und schließlich wieder zusammenfanden um ein gemeinsames Unternehmen, die FAA Holding zu gründen.


AP: Dieter & Dieter - eine ungewöhnliche Geschichte, wie haben Sie sich kennengelernt?

Biron: Naja, das war so: Wir sind beide Maturajahrgang 1977, wir sind in dieselbe Klasse gegangen und damals war es so, dass die A-Klasse eine reine Bubenklasse war und die B-Klasse eine gemischte Klasse mit sowohl Mädchen, als auch Buben. Wir waren gemeinsam in der B-Klasse und dort waren die Mädchen natürlich in der Überzahl - und wir beide, eine der wenigen Buben und dann noch dazu mit denselben Vornamen. Daraus musste ja eigentlich eine Freundschaft entstehen …

Hampel: Wir sind auch in der Schule immer nebeneinander gesessen – meistens in der letzten Reihe und hatten sogar auf unserem Tisch schon ein Schachbrett „eingraviert“ und immer wenn wir den Klassenraum wechseln mussten, dann haben wir den Tisch durch die Schule in unsere neue Klasse mitgenommen. Was wir diesen Tisch herumgeschleppt haben …


AP: Nach der Matura, was ist dann passiert, wie ist es weitergegangen, und vor allem, wie haben Sie sich wieder gefunden?

Biron: Wir sind dann eher getrennte Wege gegangen, der eine hat begonnen Jus zu studieren, der andere hat Wirtschaft studiert und so hat man sich ein wenig verloren, doch wir sind immer in Kontakt geblieben. Gegen Ende des Studiums habe ich mich dann bei der Industriellenvereinigung beworben, da ich mich nicht auf einen Teilbereich der Wirtschaft konzentrieren, sondern mir einmal einen Überblick verschaffen wollte. Nach einer 14tägigen Jobrotation, bei der ich sämtliche Abteilungen der IV kennenlernen konnte, wurde ich dann schließlich als Assistent von Dr. Johannes Ditz eingesetzt. Dieser war damals – 1986 – Leiter der Wirtschaftspolitischen Abteilung in der ÖVP. Und ehe ich mich versah, war ich schon nicht mehr in der Industriellenvereinigung, sondern in der ÖVP-Bundesparteizentrale. Dr. Ditz wurde dann im selben Jahr, nach den Nationalratswahlen, Finanzstaatssekretär. Ich folgte ihm als Abteilungsleiter nach und konnte in zwei Legislaturperioden, unter den Vizekanzlern Mock, Riegler und Busek, die Wirtschafts- und Finanzpolitik Österreichs mitgestalten. Es war eine sehr spannende Zeit. Die Ära Kreisky war ja damals erst seit kurzem vorbei, Steuerreformen, Budgetsanierung und Privatisierungen standen an. Dr. Ditz wurde dann ja in Folge auch Wirtschaftsminister.

Hampel: Ich begann für eine Österreichische Computerschule zu arbeiten, die gerade ins Ausland expandierte und habe diese in Deutschland etabliert. In späterer Folge habe ich auch ein europaweites Franchise-System dort aufgezogen und im Zuge dessen wurde ich durch die Deutsche Private Finanzakademie angesprochen, die ca. 60 Töchter in einigen Ländern hatte, ob ich nicht ein Tochterunternehmen in Österreich aufbauen will, welches maßgeschneiderte Bildungsprogramme für Unternehmen in Österreich und angrenzenden Ländern Osteuropas anbietet. Und das war der Zeitpunkt, an dem ich den anderen Dieter wieder kontaktiert und ihn gefragt habe, ob er das mit mir gemeinsam machen möchte. 1993 haben wir dann die FAA Holding gegründet, nicht als Tochter des deutschen Konzerns, sondern ausschließlich mit Minderheitsbeteiligung der deutschen Partner. Und so hat alles begonnen …

Biron: Wir haben uns dann damals eine Art „Spielbudget“ in Höhe von 1 Million Schilling festgesetzt und gesagt, wenn die Million aufgebraucht ist und kein Erfolg in Sicht ist, dann hören wir auf. Und tatsächlich, kurz bevor die Million aufgebraucht war, haben wir dann den ersten Kunden, die OMV, an Land gezogen, kurz darauf sind dann die Wiener Stadtwerke gefolgt und ab dem Zeitpunkt hat das Geschäft zu laufen begonnen. Wir haben dann auch relativ schnell unsere deutschen Partner ausgekauft bevor uns das zu teuer gekommen wäre und seither gibt’s die FAA Holding in der heutigen Form.


AP: Und was macht die FAA Holding genau?

Biron: Anfangs hat sich das Geschäft ausschließlich auf die angebotenen maßgeschneiderten Seminar- und Bildungslösungen für Unternehmen beschränkt. Sprich, wenn eine Sekretärin Word lernen und Englisch auffrischen soll, dann müssen die Unternehmen ihre Mitarbeiter meistens in 2 verschiedene Seminare von vielleicht sogar 2 verschiedenen Anbietern schicken. Wir stellen so ein Programm individuell zusammen und man kann sich aussuchen was man lernen will, wie man kombiniert und das alles aus einer Hand in Österreich sowie Osteuropa mit unseren zwischenzeitlich aufgebauten Bereichen „Computerakademie“, „Managementakademie“, „Sprachakademie“ etc. Auch übernahmen wir 1997 das MDI und das SPIDI von der Industriellenvereinigung.. Aber das macht zur Zeit nur mehr ca.  20% unseres Umsatzes aus.
Unser heutiges Haupttätigkeitsfeld besteht darin, EU-Fördertöpfe auszuschöpfen und EU-Know How in andere Staaten zu bringen.


AP: Wie kann man sich das vorstellen?

Biron: Am besten erkläre ich das wohl mit einem realen Beispiel: Wenn z.B. Kroatien ein Zollsystem aufbauen will, und das Know-How dafür nicht hat, dann schreibt es dieses Projekt in Brüssel aus. Dort wird dieser Aufbau dann auch gefördert. Diverse andere Länder bewerben sich dann darum diese Ausschreibung zu gewinnen, dieses Projekt zu realisieren und an die Fördertöpfe zu gelangen. In unserem Falle sind damals, als diese Ausschreibung aktuell geworden ist, in Österreich gerade die Schengenrichtlinien umgesetzt worden und viele Zollbeamte, die noch auf der Payrole des Finanzministeriums standen, hatten plötzlich veränderte Aufgaben. Wir haben für die Republik Österreich diese Ausschreibung gewonnen und haben dann unsere Österreichischen Zollbeamten nach Kroatien geschickt um dort das Zollsystem aufzubauen. Die Beamten wurden von Brüssel bezahlt und Kroatien hat ein Zollsystem bekommen. Somit eine Win-Win Situation für alle.

Hampel: Und es gibt Fördertöpfe in Milliardenhöhe, sei es über die Programme der EU oder der Weltbank. Und wir haben schon mit FAA Holding über 200 Ausschreibungen gewonnen und für den österreichischen Bund ca. 40. Wir haben zum Beispiel in der Slowakei, gemeinsam mit der dortigen Nationalbank, ein Bankenfernstudium aufgebaut, in Ägypten etablieren wir gerade einen Tourismusmasterplan, wir bringen das Österreichische e-card Know How nach Bulgarien, etc. etc. Und unsere Erfolgsquote ist ausgezeichnet. Von 2 Ausschreibungen, bei denen wir uns bewerben, gewinnen wir eine.

Biron: Dann gibt es ja nicht nur diese Programme, die über Brüssel ausgeschrieben werden, sondern es gibt auch Projekte zwischen den Ländern untereinander, die ebenfalls von der EU finanziert werden. Wenn z.B. ein Land, welches über ein bestimmtes Know How verfügt, dieses einem anderen Land anbieten möchte. Genau für diese Fälle haben wir einen eigenen Verein gegründet, namens „AEI, Agentur für Europäische Integration und wirtschaftliche Entwicklung“. Mitglieder dieses Vereins sind u. a. 8 Bundesministerien die hier Erfahrungen aus diversen Förderprojekten austauschen und besprechen, welchen Ländern man welches Know How anbieten kann, welches Potential für die österreichische Wirtschaft vorhanden ist etc..

Hampel: Und das alles wird über die FAA gemanagt – wir stehen dafür gerade, dass aus Brüssel jeder ausgegebene EURO wieder refundiert wird..


AP: Dazu braucht man sicherlich gute Verbindungen - vor allem in die Politik.

Biron: Ja, da ist meine Vergangenheit sicher hilfreich.


AP: Und die Politik lockt sie nicht?

Biron: Ich könnte wahrscheinlich jederzeit wieder in die Politik wechseln. Doch nachdem ich Privatwirtschaft hautnah miterlebt habe, ist mir die jetzige Situation deutlich angenehmer. Aber wer weiß …


AP: Was meinen Sie zu der Ausbildung im Piaristengymnasium?

Biron: Die Ausbildung im Piaristengymnasium bildet ein solides Fundament auf dem man ausgezeichnet aufbauen kann. Und das Piaristengymnasium hat, oder hatte zu unserer Zeit, einen hervorragenden Ruf als Gymnasium mit Qualität. Damals gab es vier „Qualitätsqymnasien“: Das Theresianum, die Schotten, das Akademische Gymnasium und die Piaristen.
Auch wenn sich jemand bei uns bewirbt, und in seinem Lebenslauf steht ein Gymnasium, dass einen guten Ruf hat, dann hat er bestimmt eine solide Basis..


AP: Sie haben ja, durch Ihre Tätigkeit und Ihre Vergangenheit ein ausgedehntes Netzwerk. Haben Sie zu ehemaligen Schulkollegen auch noch Kontakt? Würden Sie die „Alt-Piaristner“ als Netzwerk nützen?

Hampel: Wir haben alle 5 – 10 Jahre Maturatreffen, auch heuer, in ein paar Tagen haben wir 30 jähriges Maturajubiläum, bei dem wir uns alle wiedersehen. Das Lustige bei den Maturatreffen ist immer, dass alle in die Rollen von damals zurückfallen.

Biron: Durch unser starkes Netzwerk, welches wir haben, nutzen wir wohl das Netzwerk „Alt-Piaristner“ nicht so viel. Aber viele andere können sicherlich davon profitieren.


AP: Sie sind gemeinsam in die Schule gegangen, sind und waren jahrelang Freunde, Sie arbeiten auch gemeinsam, kommt dann nicht einmal der Punkt an dem Sie sagen, jetzt ist Schluss, jetzt will ich den anderen nicht mehr sehen?

Hampel:  Wir sind doch ganz unterschiedliche Menschentypen. Vielleicht ist das unser Geheimnis, warum wir so erfolgreich sind. Und wir sind froh, dass wir zusammenarbeiten können und so auch eine gewisse Kontrolle da ist bzw. jemand da ist mit dem man sich beraten kann. Und wir sind in der glücklichen Lage, dass unsere „Geschäftbeziehung“ nicht nur auf die Arbeit beschränkt ist, sondern dass wir auch oft unsere Freizeit miteinander verbringen.

Biron: Und auch falls es einmal Probleme geben sollte, selbst dann wäre es sehr schwierig uns zu trennen, da wir gewohnt sind, Entscheidungen und Probleme gemeinsam zu lösen und sicherlich ausreichend an Reife und Professionalität haben um auch in turbulenteren Zeiten gemeinsam bestehen zu können.


Links:

http://www.faa.at

MR / Juli 2007