2018 ist das Jahr der Jubiläen: 650 Jahre Österreichische Nationalbibliothek gegründet, 400 Jahre Prager Fenstersturz, 200 Jahre „Stille Nacht“, 100 Jahre Ende des Ersten Weltkriegs und Proklamation der Ersten Republik in Österreich.

Das Piaristner Pan Philosophicum nimmt das Jubiläumsjahr zum Anlass, sich zeitgeschichtlich mit den vergangenen 100 Jahren auseinander zu setzen. Die Analyse teilt die österreichische Republik in zwei Phasen, die durch die Perioden des autoritären Ständestaates und die nationalsozialistische Schreckensherrschaft getrennt waren. Die Erste Republik dauerte vom 12.November 1918 bis zum 4.März 1933.Sie scheiterte an dem Mangel an Selbstvertrauen zur eigenen Staatlichkeit und an einer innenpolitischen Fragmentierung, die jede Zusammenarbeit der politischen Kräfte unmöglich machte. Die Zweite Republik begann unmittelbar nach dem Ende des 2.Weltkrieges.Sie wurde eine Periode eines neuen österreichischen Staatsbewusstseins und eines wirtschaftlichen Aufstieges.

Ein Absolvent des Piaristengymnasiums hat mehr als drei Jahrzehnte der politischen Entwicklungen hautnah miterlebt und mitgestaltet: Heinrich Neisser. Nach seiner Matura 1954 studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Wien, promovierte 1960 zum Dr. iur. und wurde nach dem Gerichtsjahr Richteramtsanwärter. Von 1961 bis 1966 war er Sekretär im Präsidium des Verfassungsgerichtshofs. 1966 wurde er Beamter im Bundeskanzleramt.

Neissers politische Karriere reicht bis in die späten 1960er Jahre zurück. Von 1969 bis 1970 war er Staatssekretär im Bundeskanzleramt, 1987 bis 1989 Bundesminister für Föderalismus und Verwaltungsreform in der Bundesregierung Vranitzky II. In der Zeit unmittelbar vor und nach seinem Ministeramt war er Abgeordneter zum Nationalrat (1975–1987 und 1989–1999), davon Klubobmann der ÖVP von 1990 bis 1994 und Zweiter Nationalratspräsident von 1994 bis 1999. Seit seinem Ausstieg aus der aktiven Politik 1999 beschäftigt er sich an der Universität Innsbruck wissenschaftlich mit der Geschichte und der Politik der Europäischen Integration, speziell mit der Europäischen Union.

Im Piaristner Pan Philosophicum „100 Jahre Republik“ wollen wir die Geschichte und die Zukunft Österreichs erörtern. Weitere Details und Anmeldung auf der Veranstaltungsseite

 

Bildnachweis: Die Ausrufung der Republik vor dem Parlament in Wien am 12. November 1918,
Gemälde von Rudolf Konopa, 1918; © Wien Museum